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INSTITUT FÜR UMWELTSYSTEMFORSCHUNG


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Wissenswertes zu den systemwissenschaftlichen Studiengängen

Diese Seite enthält allgemeine Informationen zum Fach "Angewandte Systemwissenschaft", einen Text über die geschichtliche Entwicklung der Systemwissenschaft, sowie eine Übersicht über die im Rahmen der systemwissenschaftlichen Studiengänge absolvierten Projekt- und Abschlussarbeiten.

Kurze Charakterisierung des Faches
Lehrkonzept
AbsolventInnenquote
Arbeitsplatzchancen
Organisatorisches

Kurze Charakterisierung des Faches

In den meisten, wenn nicht allen, wissenschaftlichen Disziplinen gibt es ein Denken in Systemen. Was die Systemwissenschaft jedoch auszeichnet, ist die Kompetenz bei der Analyse komplexer Systeme. Im Mittelpunkt steht die Methodik. SystemwissenschaftlerInnen lernen eine breite Palette an Methoden, um die Wechselwirkungen verschiedener Systemelemente beschreiben zu können. Analogien zwischen Systemen aus verschiedenen Bereichen ermöglichen die Übertragung von bereits vorhandenem Verständnis auf neue Probleme. So lässt sich zum Beispiel das Populationswachstum in der Biologie mit gleichen Mitteln beschreiben wie Reaktionskinetiken in der Chemie.

Die Systemwissenschaft macht nicht Halt an den Grenzen der Einzeldisziplinen. Ihre besondere Leistungsfähigkeit entfaltet sie bei der Bearbeitung disziplinübergreifender Fragestellungen. Dabei kooperiert sie eng mit verschiedenen Wissenschaften, die Beiträge gemäß der Fragestellung zu einem Gesamtkonzept liefern. Schließlich können die meisten Probleme in der uns umgebenden Umwelt nicht von einzelnen Wissenschaften allein gelöst werden.

Das Ziel systemwissenschaftlicher Arbeit ist die Erklärung des Verhaltens oder auch die Steuerung von Systemen. Das beinhaltet die Entwicklung verschiedenartiger Modelle von Aspekten der Wirklichkeit. Modelle hat sich der Mensch immer machen müssen, um das schwer überschaubare Geschehen um ihn herum zu verstehen oder zumindest für seine Zwecke nutzbar zu machen. Im Mittelpunkt der Systemwissenschaft stehen dynamische Modelle, d. h., die Elemente ändern sich fortwährend gemäß den Wechselwirkungen und können so eine ungeheure Komplexität entwickeln. Um diese Dynamik zu beschreiben, macht man sich die Mathematik zu Nutze. Der zunehmende Einsatz von Computern erlaubt zudem Simulationen, die immer neue Anwendungsgebiete erobern. Mathematische und rechnergestützte Modellierung sind daher Kernbereiche dieses forschungsorientierten Studiums.

Charakteristisch für das Studienprogramm ist also die Mischung folgender Komponenten:

  • das Erlernen systemwissenschaftlicher Methoden, die auf komplexe Probleme in den verschiedenen, vor allem disziplinübergreifenden Bereichen anwendbar sind,
  • die Verwendung von mathematischen Methoden,
  • Modellbildung und Simulation,
  • die Entwicklung konzeptioneller und mathematischer Modelle zusammen mit späteren NutzerInnen dieser Modelle,
  • Rechnereinsatz zur Entwicklung und Anwendung moderner Software,
  • Einbezug einer breiten Palette von Anwendungsfächern.

Lehrkonzept

Die Angewandte Systemwissenschaft ist ein neues Fach, das sich in den letzten 20 Jahren aus Kybernetik, Systemtechnik, dynamischer Systemtheorie u.a. zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt hat. Sie hat ihre Wurzeln in der mathematischen Behandlung komplexer dynamischer Systeme, wie sie in vielen naturwissenschaftlichen, technischen und sozialen Fachgebieten auftreten. Sie ist stark methodisch und quantitativ ausgerichtet. Die rasante Entwicklung der Informatik ermöglicht die Untersuchung von Systemen mit einer Vielfalt neuer Methoden. Aufgrund der geringen Bindung an ein bestimmtes Fach ist die Systemwissenschaft prädestiniert für die Untersuchung fächerübergreifender, interdisziplinärer Fragestellungen.

Das Fach Angewandte Systemwissenschaft bietet ein forschungsgeprägtes Lehrangebot an, das mit vielen Fächern eng vernetzt ist und in dieser Form nur an der Universität Osnabrück bereits seit 1989 angeboten wird. Das Lehrkonzept des Faches war von Beginn an modular, interdisziplinär und stark methodisch angelegt.

Erhebliche Lehranteile werden aus anderen Fächern importiert. Die prozentualen Lehranteile der beteiligten Fächer liegen zu gleichen Teilen bei ca. 20% für Mathematik, Informatik und für eines der gewählten Anwendungsfächer Biologie, Chemie, Physik, Geographie/Geoinformatik, Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften oder Psychologie. Das Kernfach Angewandte Systemwissenschaft hat also einen Anteil von ca. 40% am Lehrangebot. Die starke Beteiligung der Anwendungsfächer wird als Vorteil gesehen: Die Studierenden lernen schnell die Denkweise ihres Anwendungsfaches und erwerben außerdem den Blick über den Tellerrand des engen Fachbezuges hinaus. Ihre starke methodisch-formale Ausbildung ermöglicht es ihnen, die grundlegenden Strukturen von Problemen zu erkennen, Analogieschlüsse zu ziehen und daher schneller und besser zu Lösungen zu kommen. Mittlerweile wird von den Lehrenden aller Anwendungsfächer bestätigt, dass sich die Leistungen der SystemwissenschaftlerInnen durchweg im oberen Drittel der Fachstudenten befinden.

AbsolventInnenquote

Die AbsolventInnenquote des bisherigen Diplom-Studienganges von 38% entsprach fast exakt dem Durchschnitt aller Diplom-Studiengänge der Universität Osnabrück (38,4%).

Der im Wintersemester 2007/2008 eingeführte Bachelorstudiengang hat zurzeit eine AbsolventInnenquote von ca. 20%. Dies ist sicherlich noch zu erhöhen; allerdings zeigen die Erfahrungen, dass bei nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen mit hohem Mathematikanteil (Physik, Mathematik, Informatik, Ingenieurwissenschaften, VWL) am Anfang eine gewisse Schwundquote unvermeidbar ist. Dies ist auch so gewollt, um den Studierenden eine frühzeitige Orientierung zu vermitteln. Dagegen liegt die AbsolventInnenquote des im Wintersemester 2009/10 erstmals angebotenen Master-Programms bei über 50%.

Arbeitsplatzchancen

Die Erfahrungen der AbsolventInnen der systemwissenschaftlichen Studiengänge zeigen, dass die vermittelten Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt honoriert werden. SystemwissenschaftlerInnen werden häufig wegen ihrer interdisziplinären Ausbildung zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Nahezu alle AbsolventInnen des Masterstudiengangs konnten unmittelbar oder bald nach dem Abschluss einen Arbeitsplatz oder eine Promotionsstelle finden.

Die wichtigsten Arbeitsfelder sind in der Grafik dargestellt. Weitere Einsatzgebiete sind beispielsweise Marktforschung, Risikoanalyse (z. B. in Versicherungen), Verkehrssimulationen und Management im Umweltbereich. Außerdem erfolgten Existenzgründungen (IT, Umweltberatung). Rund zehn Prozent der AbsolventInnen sind zur Zeit im Ausland tätig. Die Fähigkeiten zu Analyse und Synthese in Verbindung mit Anwendungsfächern befähigen die AbsolventInnen zu leitenden Positionen in ihrem jeweiligen Einsatzgebiet - insbesondere weil sie gelernt haben, problemorientiert mit VertreterInnen der Einzelwissenschaften zu kommunizieren. Das wird auch für die kommenden AbsolventInnen des forschungsorientierten Bachelor- und Master-Programms gelten. Der sich ständig verändernde Arbeitsmarkt kann aber neben hochqualifizierten Absolvent(inn)en des Master-Programms die eines dreijährigen Bachelor-Programms aufnehmen, die dann in der Regel durch firmeneigene Zusatzprogramme eine dem Firmenprofil optimal angepasste Qualifikation erhalten.

Organisatorisches

Organisatorisch werden Forschung und Lehre vom interdisziplinären Institut für Umweltsystemforschung getragen. Nur an der Universität Kassel gibt es ein Institut gleichen Namens und fachlich gleicher Ausrichtung (allerdings ohne eigenen Studiengang).

Ähnliche Einrichtungen gibt es an Großforschungszentren wie

mit denen eine fruchtbare Zusammenarbeit besteht.

An der Universität Osnabrück hat sich aus aktuellem Forschungsbedarf ein Schwerpunkt in der naturwissenschaftlich-ökologischen und sozioökonomischen Systemwissenschaft herausgebildet. Das Fach ist vergleichsweise klein mit drei Professuren und einer Juniorprofessur besetzt, wovon 2001 eine Professur als Stiftungsprofessur der Deutschen Bundesstiftung Umwelt eingeworben werden konnte (erste Stiftungsprofessur der Universität Osnabrück). Zwei weitere Professuren für "Ökologische Modellbildung" wurden gemeinsam mit dem Umweltforschungszentrum Leipzig/Halle berufen.

Das Fach Angewandte Systemwissenschaft und das Institut für Umweltsystemforschung strahlen über die regionalen Grenzen Osnabrücks und Niedersachsens hinaus und sind damit für Studierende aus ganz Deutschland attraktiv.

Ein wesentlicher Grund für die Einführung des Bachelor-Programms ist es auch, ein wissenschaftliches, forschungsorientiertes Studium mit einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss schon nach 6 Semestern anzubieten. Des weiteren ist in diesem Studiengang ein Prüfungssystem vorhanden, das dazu beiträgt, die Studienzeiten zu verkürzen: Akkumulation von Credit Points und Studien begleitende Prüfungen zu allen Modulen ohne weitere Abschlussprüfungen. Außerdem wird durch die standardisierte Vergabe von Noten und Leistungspunkten nach dem ECTS (European Credit Transfer System) die Mobilität der Studierenden bzgl. internationaler Studienorte deutlich erleichtert.